10/24/2007

Alles gülden macht ...

.... der Herbst.
Nachdem meine Abschlussarbeit (hoffentlich gut) über die Bühne gegangen ist, drängt es mich mal wieder etwas zu schreiben. Ein Thema bietet sich zur Zeit ja so ein bisschen auf, zumindest wenn man öfter mal nach Draussen geht. Die Temperaturen sind doch ein gutes Stück gefallen in der letzten Woche, und die vormals grünen Wälder haben sich in bunte farbbekleckste Flächen verwandelt. Es wird wieder über Winterreifen geredet und die letzten Gärten werden voll für ihren Winterschlaf vorbereitet. Glühwein hängt Weissweinschorle auf der Beliebtheitsskala ohne Schwierigkeiten ab, Mütter suchen nach Ausreden, nicht mit ihren Kindern Drachen steigen lasse gehen zu müssen und Hundehalter werden einsilbiger und grießgrämiger.

Die Bewunderung für die Farbenvielfalt der Natur wird von den meisten Menschen am liebsten hinter Fenstern von gut beheizten Autos oder Wohungen ausgedrückt. Der Herbst genießt insgesamt einen leidlich schlechten Ruf. Viel zu tun, kalt, nass, windig. Nicht gerade das, wonach der Mensch sich sehnt. Dazu kommen Erkältungen und andere Krankheiten, die wir zum Großteil vermeiden könnten, würden wir nur öfter mal einen Spaziergang machen und uns richtig anziehen. Manch einem schlägt dies deutlich aufs Gemüt. Wenn sie auch dazu gehören trösten sie sich, sie sind nicht allein. Etwa 10% der Bevölkerung leidet unter Herbstdepressionen.

Ich persönlich mag ja den Herbst irgendwie. Aber das hat nicht viel zu sagen, ich find auch den Sommer toll, kann mich für den Frühling erwärmen und liebe den Winter. Jede Jahreszeit hat ihre schönen Seiten wie ich finde. Man muss sie nur entdecken und akzeptieren. Eine gehörige Portion Prinzipienoptimismus kann dabei sicher nicht Schaden, zuviel Pragmatik schadet nur allzu oft der Entdeckung der wunderbaren Seiten unserer Welt.

Womit wir dann auch schon in bester goethescher Manier zu des Pudels Kern vorgedrungen wären. Wie viele Menschen haben heute noch einen Sinn für die Schönheit der Welt jenseits ihres Fensters. Und ich meine damit nicht Nachbars Tochter, die sich gerade umzieht. Man läuft und radelt lieber in schweisschwadigen Fitnessstudios. Im Urlaub gehts vom Flieger in die Hotelanlage, bewundert werden allenfalls noch die Lichtspiele von Clubs und Discotheken. Spaziergänge werden als lästige Pflicht zur Erhaltung der Restgesundheit angesehen und wenn möglich mit stierem Blick auf den Boden und genügend Ablenkung durch den dudelnden MP3 Player absolviert. Dabei würde es bei den meisten ausreichen, einfach mal ein paar Schritte offenen Auges von der Haustür aus zu machen. Denn schon das kleine Wäldchen im Ortsrand kann eine Oase der Ruhe vor der Hektik des Alltags bieten. Ungläubigen Rate ich dringend zum Ausprobieren, ich zumindest werden mal meine Jacke rauskramen und noch ein bisschen spazieren gehen ;)